Glaube - ein Geschenk von Gott

Der Glaube, um den es im Neuen Testament geht, ist fähig uns in die Wirklichkeit der göttlichen Dingen hineinzuführen und sie uns aufzuschließen. Dieser Glaube kommt nicht aus uns, obwohl jeder Mensch die Fähigkeit besitzt, an irgendetwas zu glauben. Aber wenn die Bibel vom Glauben spricht, meint sie meistens etwas anderes. Es geht um etwas, das aus Gott kommt und in unseren Herzen eine Reaktion hervorruft, die vorher nicht da war.

Es heißt in der Bibel, dass der Glaube aus dem Hören entsteht.1 Da Gott lebendig ist, möchte er zu uns sprechen. Wir können das erfahren, wenn wir Menschen zuhören, die über Jesus reden, oder wenn wir in der Bibel über Jesus Christus und seine Taten etwas lesen.2 Ist unser Herz bereit zu hören, wird Gottes Geist unser Herz berühren. Selbst wenn wir aus unserer Vernunft heraus gegen das, was wir hören oder lesen, Einwände haben und argu­mentieren, gibt es doch in unserem Inneren etwas, das dem zustimmt. Eine ähn­liche Erfahrung machen wir manchmal, wenn wir in einer Situation sind, in der unser Gewissen reagiert und uns zurechtweist, auch wenn wir Argumente finden, um unser Handeln zu rechtfertigen. Tief in uns gibt es eine Reaktion, die von unseren Argumenten unabhängig ist. In gleicher Weise reagiert der Glaube in uns. Er überführt uns, indem er uns ein Verständnis für die göttlichen Dinge gibt. Das hat zur Folge, dass sich unsere Denkweise langsam ändert. Die Bibel spricht hier von Buße. Buße bezieht sich auf eine innere Haltung und bedeutet ein Umdenken.3

Den Glauben, um den es hier geht, produzieren wir also nicht selber. Es handelt sich nicht um unsere eigenen Vorstellungen und Ideen, an die wir glauben. Vielmehr entsteht Glaube, wenn Gott zu uns spricht. Glaube ist ein Geschenk, das wir von Gott empfangen.4 Wenn wir uns darauf einlassen, dringen wir in einen Bereich vor, der uns bisher verschlossen war.

Auch in unserem weiteren Christenleben bleibt dieser lebendige Glaube, der aus Gott kommt, unsere Basis, um mit Gott und mit anderen gläubigen Menschen Gemeinschaft zu haben. Dabei geht es nicht um Glaubenssätze, die wir vertreten, sondern darum, dass wir in dieser Gemeinschaft weiterhin Gottes Stimme hören. „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verhärtet eure Herzen nicht.“5

Gottes Sprechen führt uns zu Jesus Christus, der nach seiner Kreuzigung von den Toten auferweckt wurde und heute lebt. Einerseits ist er aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes, andererseits ist er als der Geist der Wahrheit wieder zu uns gekommen, um durch den Glauben in uns hineinzukommen und in uns zu leben.6 Dies ist geheimnis­voll und übersteigt unsere Vorstellungskraft.7 Aber aus Glauben, den der Geist Gottes in uns bewirkt, erfassen wir diese Wirklichkeit und können immer mehr die göttlichen Dimensionen ergreifen. „Denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.“8

Noch am Ende der Bibel wird die Wichtigkeit betont, das Sprechen Gottes mit einem offenen Herzen anzunehmen.9 Wir können über Gottes Wort diskutieren, dann hilft es uns gar nichts. Verbinden wir sein Wort aber mit dem Glauben, der bereits in unseren Herzen wirkt,10 dann empfangen wir den ganzen Segen Gottes: Alle Verheißungen, die er für uns bereithält, werden unser – nicht erst in der Zukunft, sondern schon im gegenwärtigen Leben.11

(Autor: Olaf Sommer)

1  Römer 10:17
2  1.Thessalonicher 2:13
3  1.Thessalonicher 1:8-10
4  2.Petrus 1:1-4
5  Hebräer 3:7-8
6  Johannes 14:16-20; 1.Korinther 15:45; 2.Korinther 3:17
7  Kolosser 1:26-27
8  Epheser 3:18; 1.Korinther 2:10
9  Offenbarung 3:14+22; 22:17
10 Hebräer 4:2
11 Markus 10:29-30; 1.Timotheus 4:8